Walter Thaler
Pfade zur Macht
Wie man in Österreich Spitzenpolitiker wird
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Statt effizienter Vollstreckung des Wählerauftrages erfahren die Menschen Politik überwiegend als Krisenmanagement, politisches Stückwerk, Flickschusterei und als den Bruch von Wahlversprechen. Ein in den Medien sehr häufig gebrauchter Satz lautet: „Es gilt die Unschuldsvermutung“. Diese repetitive Formel findet sich jedoch nicht auf den Gerichtsseiten der österreichischen Tageszeitungen und Magazine, sondern auf denen, die der österreichischen Innenpolitik gewidmet sind.
Befindet sich Österreichs Politik also in einer Niedergangsphase oder haben wir nicht mehr die Politiker, die imstande sind, die Probleme in einer globalisierten Welt zu lösen? Werden persönliches Charisma und politische Überzeugungen durch Meinungsumfragen, politischer Instinkt durch Zielgruppenforschung und Medienanalyse ersetzt? Sind Politiker genauso verwechselbar und austauschbar geworden wie die Programme ihrer Parteien? Beherrschen Marketingspezialisten und Spindoktoren im medialen Gewirr von Infotainment das politische Geschehen und den Wahlausgang? Ist das politische Geschäft insgesamt zum schmutzigen Geschäft geworden?
Die Voraussetzung für gute Politik ist und bleibt: gute Politiker. Daher ist die zentrale Fragestellung, auf welche Art die Rekrutierung der österreichischen Spitzenpolitiker passiert, und in welchen Kanälen sie in ihre Positionen aufgestiegen sind.
Oder kürzer gefasst: Brauchen wir andere Politiker?